Einleitung |
Vespa velutina ist eine invasive, in Asien beheimate Hornissenart, die in Frankreich das erste Mal im Departement Lot-et-Garonne nachgewiesen wurde (Haxaire et al. 2006). Die in Frankreich heimisch gewordenen Tiere gehören zur Varietät nigrithorax, die durch eine ausgeprägte Braunfärbung charakterisiert ist. Die französische Population stammt wahrscheinlich von Königinnen ab, die ein Gärtner in Lot-et-Garonne mit importierten chinesischen Töpferwaren eingeschleppt hat. Dieser konnte bereits 2004 Individuen rund um sein Grundstück feststellen. Die Insektenart hat sich seitdem weiträumig über Südwestfrankreichs ausgebreitet (Villemant et al., 2006).
Aus der Gattung Vespa sind 23 Arten bekannt, die alle im asiatischen Raum (Zentral- und Südostasien) vorkommen. Nur bei wenigen Arten reicht das Verbreitungsgebiet bis zu den Philippinen oder Neu-Guinea. Bisher dehnt sich nur zwei Arten das Verbreitungsgebiet von Asien bis nach Europa aus: Die Europäische Hornisse Vespa crabro Linnaeus, 1758 und die Orientalische Hornisse Vespa orientalis Linnaeus, 1771 (Matsuura & Yamane, 1990). Während V. crabro aus ganz Europa bekannt ist, beschränkt sich die Verbreitung von V. orientalis in Europa auf Bulgarien, Griechenland und Italien. Diese Art ist auch die einzige Hornisse, die in Nordafrika vorkommt (Carpenter & Kojima, 1997 ; Rortais et al. 2010).
Vespa velutina ist bisher die einzige Hornissenart, die zufällig in Europa eingeführt wurde. Die Art wurde 1836 nach Tieren von der Insel Java von Lepeletier beschrieben. Die Färbung ist extrem variabel: man unterscheidet ein Dutzend Unterarten bzw. Varietäten; die Varietät nigrithorax wurde 1905 aus Darjeeling (Indien) von Buysson beschrieben (Carpenter & Kojima, 1997).
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Bestimmung |
Grundlegende Merkmale |
Die Asiatische Hornisse ist sehr leicht zu erkennen, da sie die einzige europäische Hornissenart mit einem solch dunklen Aussehen ist: die adulten Tiere sind braun-schwarz und erscheinen aus der Entfernung wie Schatten auf der Nesthülle. Bei der Varietät V. velutina nigrithorax ist der komplette Thorax samtig braun-schwarz und die Abdominalsegmente braun mit einem gelbem Band am jeweiligen Segmentende gefärbt. Nur das 4. Abdominalsegment ist mehr oder weniger vollständig gelb-orange gefärbt. Der Kopf ist, abgesehen vom gelb-orangen Gesicht, schwarz gefärbt, die Beine zum Ende hin bräunlich. Diese Hornisse ist eigentlich nicht mit der Europäischen Hornisse Vespa crabro zu verwechseln. Mit rund 3 cm Länge ist sie auch etwas kleiner als V. crabro. Die Unterschiede sind bei den Königinnen besonders deutlich. Diese erreichen eine Größe von 3,5 cm bei V. velutina bzw. 4 cm bei V. crabro (Villemant et al., 2006). |
Nester |
Wie die Europäische Hornisse baut Vespa velutina große Papiernester. Die Hülle besteht aus vielen Lamellen mit Lufttaschen und ist beige bis braun muschelartig gebändert. Der Nestausgang ist klein und seitlich gelegen, während er sich bei der Europäischen Hornisse unten am Nest befindet und meist weit geöffnet ist. Wenn die Nester der Asiatischen Hornisse an offenen Standorten gebaut werden, erreichen sie einen maximalen Durchmesser von 60 cm und sind kugelförmig. Sind die Nester, wie es sehr häufig der Fall ist, in Bäumen in über 15 m Höhe an Ästen befestigt, können sie aber auch eine ovale Form aufweisen und erreichen dann eine Höhe von 1 m mit einem Durchmesser bis 80 cm (Villemant et al., 2006).
Die Asiatische Hornisse nistet manchmal auch in offenen Bauwerken oder Mauerlöchern und extrem selten in einem Brombeerstrauch oder gar einer Erdhöhle. Wenn sich das Nest im belaubten Astwerk eines großen Baumes befindet, ist das Nest nur zu entdecken, wenn der An- und Abflug der Arbeiterinnen beobachtet werden kann. Allerdings ist das Flugverhalten sehr viel unauffälliger als bei der Europäischen Hornisse, da keine ausgeprägte Flugschneise existiert. Das kann erklären, weshalb beispielsweise in Lot-et-Garonne, Gironde oder dem Burgund Nester erst mehrere Jahre nach dem Erscheinen der Hornissen entdeckt worden sind (Rome et al., 2009). Man bemerkt die Nester von Vespa velutina oft erst im Winter, wenn die Bäume ihr Laub verloren haben (Villemant et al., 2006).
Wie bei allen sozialen Faltenwespen (Echte Wespen, Hornissen, Feldwespen) sind die Staaten der Asiatischen Hornisse einjährig. Man kann im Verlauf des Winters ein Nest ohne Risiko beseitigen, da dann sämtliche Bewohner abgestorben sind.
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Verwechslungsmöglichkeiten |
Die Europäische Hornisse, Vespa crabro Linnaeus, 1758 ist größer und unterscheidet sich durch den rotbraun, schwarz und gelb gefärbten Körper. Das Abdomen ist gelb-schwarz gebändert. Das Nest hat meist eine unten gelegene, große Öffnung und befindet sich meist in einer Baumhöhle oder in einem geschützten Hohlraum, sehr selten im Boden, aber niemals hoch oben in großen Bäumen.
Die Mittlere Wespe oder Kleine Hornisse, Dolichovespula media (Retzius, 1783), ist die am dunkelsten gefärbte Wespe Frankreichs. Sie ist mit 1,5 – 2,2 cm deutlich kleiner als die Asiatische Hornisse. Der Körper ist schwarz mit feiner gelber Zeichnung. Der Hinterleib ist schwarz mit schmalen gelben Querbändern. Sie hat, wie auch die Asiatische Hornisse, gelbe Beine. Normalerweise baut sie ihre Nester in 1 – 2 m Höhe in Gebüsche. Der Durchmesser des kugelförmigen, nach unten zugespitzten Nestes liegt unter 20 cm. Die untengelegende Eingangsöffnung ist klein und etwas seitlich angeordnet.
Die häufigen Kurzkopfwespen: Die Deutsche Wespe, Vespula germanica (Fabricius, 1793), und die Gemeine Wespe, Vespula vulgaris (Linnaeus, 1758) sind deutlich gelber und kleiner (Länge 1 - 2 cm) als die Asiatische Hornisse. Eine Verwechslung mit der Asiatische Hornisse ist daher eher unwahrscheinlich. Ihre Nester, die einen Durchmesser von 1 m erreichen können, werden in der Regel im Boden angelegt. Man findet die Nester auch außerhalb des Bodens, wo dann auch Verwechslungenmöglichkeiten gegeben sind. Die Nistplätze sind aber immer gut geschützt, abgedunkelt und versteckt. Die Nestform ist mehr oder weniger rund und der kleine Nesteingang ist basal angeordnet. Die Nesthülle ist zerbrechlicher als bei Hornissennestern; bei V. germanica ist sie grau und bei V. vulgaris ocker gefärbt.
Die Dolchwespe, Megascolia maculata flavifrons Fabricius, 1775, hat einen schwarz behaarten Körper mit gelben Flecken auf dem Abdomen. Das Weibchen, welches größer als 4 cm werden kann, hat einen gelben Kopf und stark bedornte Beine. Das deutlich kleinere Männchen hat einen schwarzen Kopf und längere Fühler. Man kann die adulten Tiere im Frühjahr beim Nektartrinken auf Blüten sehen. Das Weibchen gräbt sich in den Boden, um ihre Eier an Blatthornkäferlarven zu legen, von denen sich die Larven ernähren.
Die Riesenholzwespe Urocerus gigas (Linnaeus, 1758), ist ein Hautflügler dessen Larve sich von Holz ernährt. Das Weibchen kann 4,5 cm Länge erreichen und hat eine Färbung, die an die Asiatische Hornisse erinnert. Man kann sie aber leicht an den sehr langen, komplett gelb gefärbten Fühlern und dem langen Legebohrer, mit dem sie ihre Eier ins Holz legt, unterscheiden. Das Insekt ist absolut harmlos und friedfertig.
Die Holzbiene Xylocopa violacea Linnaeus, 1758, misst 2 - 3 cm. Sie ist eine der größten Wildbienen Frankreichs. Die Körperfärbung ist komplett schwarzblau. Sie legt ihre Nester in Totholz an und versorgt ihre Larven mit Pollen und Nektar.
Viele Fliegenarten (Diptera) sehen auf den ersten Blick ähnlich wie Hornissen aus. Einige wie z. B. die Hornissenraubfliege, Asilus crabroniformis Linnaeus, 1758, können bis 3 cm Länge erreichen. Die Augen stehen normalerweise deutlich kugeliger hervor als bei Wespen oder Bienen, sie haben nur ein einziges Flügelpaar und die Fühler sind in der Regel sehr kurz gebaut.
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Biologie |
Aktivität, Verhalten |
Vespa velutina ist eine tagaktive Art die, anders als die Europäische Hornisse, ihre Aktivität in der Nacht unterbricht. Sie jagt vor allem andere soziale Hautflügler im Flug, insbesondere die Honigbiene, aber wie V. crabro erbeutet sie auch eine große Bandbreite anderer Insekten und Spinnen (Villemant et al , 2006 ; Perrard et al, 2009).
Seit dem Sommer 2009 begannen sich einige Imker zu sorgen, als sie beobachteten, dass die Asiatische Hornisse häufiger und aggressiver ihre Bienenstöcke attackierten, als sie es von der Europäischen Hornisse kannten. Im Schwebflug in ca. 30 cm Abstand vor dem Bienenstock stehend wechselten sich zwei Hornissenarbeiterin ab, um mit Pollen beladene zurückkehrende Honigbienenarbeiterinnen zu fangen. Die Hornisse saust auf ihre Beute zu, lässt sie zu Boden fallen, nimmt sie dort zwischen ihre Beine und tötet sie mit einem Biss ihrer Mandibeln hinter dem Kopf bevor sie zu einem Baum fliegt, um die Biene dort zu zerkleinern. Nachdem Kopf, Beine, Flügel und Hinterleib abgebissen worden sind, wird ein Fleischbällchen geformt, der zur Fütterung ihrer Larven zum Nest gebracht wird.
Im Kaschmir wie auch in China ist Vespa velutina als ernstzunehmender Feind von Honigbienenstöcken bekannt (Shah & Shah, 1991 ; Ken et al., 2005), weil dort bis zu 30% der Staaten der Östlichen Honigbiene Apis cerana zerstört werden können. Nachdem die Wächterinnen dezimiert worden sind, dringen die Hornissenarbeiterinnen in den Stock ein, um die Brut zu rauben. In Frankreich beschränkt sich die Jagd durch V. velutina bis heute ausschließlich auf adulte Honigbienenarbeiterinnen. So verhindert auch die Konstruktion der Honigbienenkästen mit ihren verengten Eingangsschlitzen das Eindringen der im Vergleich mit Honigbienen deutlich größeren Hornissen.
Alle Beobachter aus Frankreich stimmen überein, dass V. velutina kein aggressives Verhalten zeigt und das Beobachtungen des Nestes aus 4 - 5 m Entfernung ohne Risiko möglich sind. Die wenigen Personen, die gestochen wurden, waren im Begriff das Nest zu zerstören oder kamen aus Versehen mit einer Arbeiterin in Berührung. Der Stich, obwohl schmerzhaft, ist nicht gefährlicher als der von anderen Wespenarten. Auf Hautflüglergifte allergisch reagierende Personen sollten natürlich entsprechende Vorsicht walten lassen.
Viele Menschen kamen schon in engen Kontakt mit Nestern, da sich diese in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung befanden, ohne dass sich eine irgendwie geartete Aggressivität der Arbeiterinnen selbst gegenüber hin und her laufenden Menschen feststellen ließ. Trotzdem sollte man sich bei großen Nestern in hohen Bäumen sehr vorsichtig verhalten. Sobald man sich einem Hornissennest mehr als 5 m nähert, werden auch die im Nest befindlichen Tiere zur potentiellen Gefahr, da das Risiko zunimmt, dass ein Arbeiterinnenschwarm einen Angriff zur Verteidigung des Nestes fliegt.
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Ernährung |
Die Asiatische Hornisse hat ein breitgefächertes Nahrungsspektrum. Neben Honigbienen jagen sie Spinnen und Insekten zahlreicher Ordnungen, insbesondere Wespen, Fliegen, Schmetterlinge sowie verschiedene Raupen mit denen dann ihre Larven gefüttert werden. Die adulten Hornissen ernähren sich ausschließlich von zuckerhaltigen Flüssigkeiten (Honigtau, Nektar, Honig …); im Herbst verköstigen sie sich auch an reifen Fruchtfleisch von Äpfeln, Birnen, Trauben etc. Sie können große Mengen vertilgen und verursachen gelegentlich Schäden in Obstgärten. |
Vermehrung |
Im Herbst verlassen die Jungköniginnen zusammen mit den Männchen (Drohnen) das Nest, um begatten zu werden. Sie sind die einzigen Tiere die überwintern währenddessen die Männchen, die Larven und Arbeiterinnen sterben. Im Frühjahr versucht jede Jungkönigin ein neues Nest zu gründen, legt dann Eier und zieht die ersten Larven in Abhängigkeit von der Temperatur in rund 1 bis 1,5 Monaten auf. Die Arbeiterinnen übernehmen dann die weitere Nestkonstruktion und alle Arbeiten zum Betrieb des Staates. Die Königin widmet den Rest ihres Lebens ausschließlich dem Eierlegen. Mit dem Auftreten der Arbeiterinnen nimmt die Aktivität des Staates deutlich zu und das Nest wächst, um sein Maximum im Herbst zu erreichen.
Wie bei allen Hautflüglern schlüpfen aus befruchteten Eiern Weibchen und aus unbefruchteten Eiern Männchen. Der Staat besteht zuerst nur aus Arbeiterinnen (unbefruchtete Weibchen) bis sich im Spätsommer die neue Generation der Geschlechtstieren, Jungköniginnen und Männchen, entwickelt. Die Altkönigin stirbt kurz bevor die neuen Geschlechtstiere das Nest verlassen. Das alte Volk siecht nun dahin und stirbt spätestens mit Beginn des Winters. Einige wenige Nester können sogar noch bis in den Dezember aktiv sein. Leere Nester werden niemals wieder genutzt, aber man findet gelegentlich zu Beginn des Frühjahres noch Jungköniginnen die im Nest überwintert haben, da sie vor dem Ausflug vom Frost überrascht wurden. Sie sind nicht in der Lage ein neues Volk zu gründen, da sie nicht befruchtet sind und zudem oft verkümmerte Flügel haben.
Angaben zur Volksgröße der Asiatischen Hornisse in Frankreich sind noch nicht veröffentlicht, aber die Staaten scheinen individuenreicher als die der Europäischen Hornisse zu sein, die kaum mehr als 1000 Arbeiterinnen im Jahr aufweisen. In tropischen Regionen ist Vespa velutina in der Lage sehr große Völker mit mehreren tausend Individuen aufzubauen (Nakamura & Sonthichai, 2004).
Die befruchteten Jungköniginnen überwintern einzeln oder in Kleinstgruppen zu zweit oder dritt vor allem in der Streuschicht oder im morschen Holz; teilweise beginnt die Aktivitätsphase schon im Februar. Ab März sind junge Nester, die dann die Größe einer Orange aufweisen, z. B. unter Dachvorsprüngen, leeren Bienenkörben und verschiedensten geschützten Stellen zu finden. Sie enthalten rund ein Dutzend Brutzellen, die am Anfang von einer Papierkuppel überdacht sind und bald von der runden Nesthülle geschützt werden. Die ersten Arbeiterinnen schlüpfen im Mai. Zahlreiche Völker ziehen in Filialnester um, sobald der Standort zu stark der Sonne ausgesetzt ist oder der Platz nicht mehr ausreicht; das Volk siedelt in ein von den Arbeiterinnen neu gebautes Nest um, dass sich dann meistens sehr hoch in Bäumen befindet.
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Feinde |
Vögel, wie der Neuntöter (Lanius collurio), der Wespenbussard (Pernis apivorus) oder der Bienenfresser (Merops apiaster) sind häufige Fressfeinde der Europäischen Hornisse und sind auch in der Lage adulte Asiatische Hornissen zu attackieren. Spechte (Picus spp.) sowie die Elster (Pica pica) wurden dabei beobachtet, wie sie im Spätherbst mit Schnabelhieben die Nesthülle aufhackten, um die letzten adulten Individuen und die Brut eines dahinsiechenden Volkes zu fressen. |
Verteidigungsstrategien von Honigbienen |
Die Östliche Honigbiene, Apis cerana, hat eine sehr effektive Verteidigungsmethode gegen Hornissen, wie z. B. V. velutina, entwickelt, die regelmäßig ihre Völker angreifen. Die angreifende Hornisse wird sehr schnell von einer Vielzahl von Arbeiterinnen umhüllt, die dann durch Flügelvibrieren die Temperatur im Innern dieser Kugel aus Honigbienen ansteigen lässt bis der Gegner an Überhitzung stirbt. Nach 5 Minuten, die Temperatur hat dann 45 °C erreicht, verendet die Hornisse, aber nicht die Honigbienen, die in der Lage sind, Temperaturen bis zu 50°C zu tolerieren. Dieses Verhalten ist zwar sehr wirkungsvoll, aber bei exzessiver Anwendung tritt eine Schwächung des Stockes auf, da die Arbeiterinnen sich nicht genügend um die Versorgung des Volkes kümmern können (Ken et al., 2005).
In Asien, wo die Weiterzüchtung der Europäischen Honigbienen, Apis mellifera, seit rund 50 Jahren betrieben wird, haben sich diese prinzipiell dieselbe Abwehrstrategie aneignen können, allerdings noch mit einer deutlich geringeren Effizienz. In Frankreich sind die heimischen Honigbienen meist in der Lage sich gegen gelegentliche Angriffe der Europäischen Hornisse zu verteidigen, aber durch Angriffe der Asiatischen Hornisse werden ihre Völker manchmal doch stärker in Mitleidenschaft gezogen. Man wird sehen, ob unsere Honigbienen mit der Zeit bessere Abwehrmethoden gegen Hornissen entwickeln werden. Die Wissenschaft (MNHN, CNRS und IRD) untersucht verstärkt das Abwehrverhalten der Honigbienen und die Verteilung von V. velutina, um die Auswirkungen auf die Imkerei abschätzen zu können.
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Bekämpfung und Fang |
Unsachgemäße Bekämpfungsmaßnahmen gegen eine invasive Art können der Etablierung dieser Art sogar förderlich sein. Dieses hat sich in der Vergangenheit immer wieder bestätigt. Invasive Arten zeichnen sich normalerweise durch eine hohe Anpassungsfähigkeit und ein starkes Ausbreitungspotential aus. Dies ist auch bei der Asiatischen Hornisse der Fall. Bekämpfungsmethoden haben immer auch einen Einfluss auf unsere Umwelt und können negative Auswirkungen auf heimische Arten hervorrufen, obwohl die Maßnahmen eigentlich das Gegenteil bewirken sollten. Da auf die Entwicklung spezifischer Bekämpfungsmethoden und wichtige neue Forschungsergebnisse noch gewartet werden muss, ist es sehr wichtig folgende Empfehlungen zu beachten:
- Der Fang von Jungköniginnen der Asiatischen Hornisse mit Fallen ist zu vermeiden. Tatsächlich ist in dieser Jahreszeit eine Bekämpfung von V. velutina besonders nutzlos. Die Art produziert eine erhebliche Anzahl von Jungköniginnen (bis zu 300 Tiere bei sehr großen Nestern). Im Frühjahr ist bei den Jungköniginnen der Hornissen und anderen sozialen Faltenwespen eine sehr hohe Sterblichkeit zu verzeichnen, die zum großen Teil durch innerartliche Konkurrenzerscheinungen hervorgerufen wird. Die Tötung einiger Jungköniginnen schafft so nur leichter Raum für die Überlebenden. Obendrein existiert momentan kein wirklich selektives, auf die Asiatische Hornisse abgestimmtes Fallensystem. Ein als „selektives“ propagiertes Fallensystem hat sogar einen negativen Einfluss auf andere Insekten. Selbst wenn eine physikalische Selektierung mittels des speziellen Durchmessers der Eingangsöffnung für bestimmte Insekten möglich ist (entweder sind die Tiere zu groß, um in den Tötungsbereich der Falle zu gelangen oder klein genug, um durch seitliche Öffnungen wieder zu entkommen), kann selbst ein kurzer Aufenthalt in der Falle für diese Individuen Folgen haben (durch Hitzestau, Feuchtigkeit etc.), die das weitere Überleben und die Fruchtbarkeit der betroffenen Tiere negativ beeinflusst. Eine Falle kann nur dann als wirklich effizient und tauglich bezeichnet werden kann, wenn der Lockstoff lange wirksam ist, die Asiatische Hornissen anlockt und auf andere Insekten abstoßend wirkt. Forschungsarbeiten auf diesen Grundsätzen werden aktuell von der INRA (Bordeaux) und im kleineren Rahmen von einem Privatunternehmen (Veto-Pharma) durchgeführt.
- Im Falle eines Angriffes auf einen Honigbienenstock (und ausschließlich in solch einem Fall) sollte eine physikalisch „selekive“ Falle (der Öffnungsdurchmesser soll negative Auswirkungen auf andere Arten minimieren) aufgestellt werden, die als Lockmittel einen fermentierten Saft aus altem Bienenwachs (ein Lockmittel, das gute Fangerfolge erzielt hat) enthalten. Die Falle darf nur in unmittelbarer Nachbarschaft vom Eingang des Bienenstockes aufgehängt werden. So lässt sich der Räuberdruck auf das Honigbienenvolk minimiert und das Hornissenvolk schwächen. In der Regel sollten die Fallen von Juli bis zum Ende der Saison aufgestellt bleiben.
- Die Abtötung eines Hornissenvolkes ist die effizienteste Methode, um die Populationen der Asiatischen Hornisse zu verkleinern. Derartige Maßnahmen sollten so früh wie möglich und bis Ende November ausgeführt werden. Da Asiatische Hornisse tagaktiv ist, sollte die Abtötung bei Anbruch der Nacht oder bei Tagesbeginn stattfinden. So kann nahezu das komplette Volk abgetötet werden. Die Abtötung im Laufe des Tages (insbesondere mit Hilfe eines Wasserschlauches oder einer Schusswaffe) erhöht das Unfallrisiko beträchtlich. Alle Individuen, die nicht getötet werden und abfliegen können, sind in der Lage in sehr kurzer Zeit ein neues Nest in der Nachbarschaft zu bauen; sie können so noch über viele Tage störend sein. Sollte die Königin überlebt haben, werden weiterhin Männchen und Weibchen produziert, ist sie aber getötet worden, kann das Volk nur noch Männchen erzeugen. In beiden Fällen findet eine Fortsetzung von Jagd und der Eintrag auf Beute statt. Momentan gilt der Einsatz einer Teleskopstange zur Injektion eines Insektizids als ausgereifteste Abtötungstechnik. Danach muss das Nest noch heruntergeholt und verbrannt werden, damit keine Vögel die toten Hornissen und Insektizide fressen. Sollte das Nest gut zugänglich sein, kann eine Abtötung ohne den Einsatz eines Insektizids erfolgen. Der der Nesteingang wird z. B. mit Baumwollstoff verschlossen, dann in einen Plastiksack gehüllt wird und abgenommen. Die Abtötung erfolgt dann mittels Tiefkühlung. Man muss immer mit einem Schutzanzug gegen Hornissenangriffe schützen.
Es wird empfohlen, sich auf die genannten Bekämpfungsmethoden zu beschränken, bevor nicht neue, effektivere Techniken entwickelt worden sind. Das bedeutet nicht „stehen zu bleiben“, sondern „das Beste aus dem aktuellen Stand des Wissens zu machen“.
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Verbreitung |
Lebensraum |
Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet kommt die Asiatische Hornisse vor allem in Waldbiotopen vor. Mit zunehmender Urbanisierung dieser Gebiete tritt sie regelmäßig auch in Siedlungsrandbereichen auf. In subtropischen Klimazonen besiedelt die Varietät nigrithorax vor allem Bergregionen (Van der Vecht, 1957).
In Frankreich baut die Asiatische Hornisse ihre Nester bevorzugt an hoch gelegene Äste großer Bäume im Siedlungsbereich, der Agrarlandschaft oder verschiedene Biotope mit entsprechenden Gehölzen. Die Art scheint sich besonders entlang von Flusstälern auszubreiten und meidet Nadelholzmonokulturen. So konnte die Forst im Departement Landes, trotz der dortigen weiten Verbreitung der Art, bisher keine Nester in geschlossenen Wäldern feststellen.
Nester werden gelegentlich auch in offenen Gebäuden (Garagen, Schuppen, überdachte Terrassen) oder sehr selten in Maueröffnungen, einem Brombeerstrauch oder im Boden angelegt |
Geografische Verbreitung |
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordindien, über die Hälfte Süd-Chinas, Taiwan, Indochina (Thailand, Laos, Vietnam) bis nach Malaysia und die Indonesischen Inseln. Die Varietät V. velutina nigrithorax lebt im Norden Indiens (Darjeeling, Sikkim), Bhutan, China und den Bergregionen Sumatras und Sulawesis (Indonesien) (Carpenter & Kojima, 1997). Sie wurde erstmals 2006 in Korea nachgewiesen (Kim et al., 2006). In Zentralasien lebt die Varietät nigrithorax unter vergleichbaren klimatischen Bedingungen wie in Europa.
Seit der Einführung von Vespa velutina in Frankreich, wahrscheinlich 2003-2004, fand eine sehr schnelle Ausbreitung statt. Ende 2006 lagen Nachweise aus 13 Departements Südostfrankreichs vor: von Charente-Maritime bis Pyrénées-Atlantiques und von Gironde sowie Landes bis Corrèze und Haute Garonne. In Gironde und Lot-et-Garonne ist die Nestdichte teilweise sehr hoch. Im Winter 2006 konnten im Randbereich von Bordeaux 37 Nester nachgewiesen werden (R. Saunier, pers. Mitt.) und 85 weitere Nester auf einer Strecke von rund 60 km zwischen Marmande (Lot-et-Garonne9 und Podensax (Gironde)(M. Dugrand, pers. Mitt.). M. Durand zählte 10 Nester auf einer Strecke von 600 m. 2009 waren bereits 32 Departements besiedelt.
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Quellen |
Spezialisten |
- Claire Villemant, Quentin Rome, Franck Muller, Adrien Perrard et Jean Haxaire, Muséum National d’Histoire Naturelle, Paris.
Datenblatt verfasst von: |
C. Villemant et Q. Rome
UMR7205 CNRS-MNHN
J. Haxaire (attaché MNHN)
Muséum national d'Histoire naturelle
Département Systématique et Evolution
Entomologie, Case Postale 50
45, rue Buffon
75005 PARIS
Übersetzung/Traduction:
Dipl. Biol. Rolf Witt
Umwelt- & Medienbüro Witt
Friedrich-Rüder-Straße 20
D-26135 Oldenburg (Allemagne/Germany)
www.umbw.de
www.vademecumverlag.de |
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Literatur |
- Carpenter J.M., Kojima J.-I. 1997. Checklist of the species in the subfamily Vespinae (Insecta: Hymenoptera: Vespidae). Natural History Buletin Ibaraki University, 1, 51-92.
- Haxaire J., Bouguet J.-P. & Tamisier J.-Ph. 2006. Vespa velutina Lepeletier, 1836, une redoutable nouveauté pour la faune de France (Hymenoptera, Vespidae). Bulletin de la Société entomologique de France, 111 (2) : 194.
- Ken T., Hepburn H.R., Radloff S.E., Yusheng Y., Yiqiu L., Danyin Z. & Neumann P. 2005. Heat-balling wasps by honeybees. Naturwissenschaften, 92 : 492-495.
- Kim J.K., Choi M. & Moon T.Y. 2006. Occurrence of Vespa velutina Lepeletier from Korea, and a revised key for Korean Vespa species (Hymenoptera : Vespidae). Entomological Research, 36 , 112-115.
- Matsuura M. & Yamane S. (1990). Biology of the Vespine wasps. Springer-Verlag, Berlin, 323 p.
- Nakamura M., Sonthichai S. 2004. Nesting habits of some hornet species (Hymenoptera, Vespidae) in northern Thailand. Kasetsart Journal (natural. Sciences), 38, 196-206.
- Shah F.A., Shah T.A. 1991. Vespa velutina, a serious pest of honey bees in Kashmir. Bee World, 72, 161-164.
- Van der Vecht J. 1957. The Vespinae of the Indo-Malaysian and Papuan areas (Hymenoptera, Vespidae). Zoologische Verhandelingen, 34: 1-83.
- Villemant C., Haxaire J.P. & Streito J.C. 2006. Premier bilan de l’invasion de Vespa velutina
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